Im Alltag nehmen wir verschiedene Rollen ein, tragen bestimmte Kleidung und setzen Masken auf. Wofür soll das eigentlich gut sein?
Kleider machen Leute. Diese Aussage kennt sicher jeder von uns. Und wir wissen das auch einzusetzen. Ich gehöre zu den typischen Jeans und Sneaker Trägerinnen. Aber zum Geschäftstermin mit der Agentur ziehe ich meinen dunkelgrünen Blazer an. Bei einem wichtigen Termin mit Vorgesetzten dürfen dann auch schon mal die Absatzschuhe aus dem Schrank. Zuhause kann ich es dann kaum erwarten wieder in meine bequeme Leggings zu schlüpfen.
Selbstsicher mit Umhang
Es ist schon faszinierend, wie Kleidung auf uns und andere wirkt. Sie kann sogar das Selbstvertrauen und -sicherheit stärken. Vielleicht ist das auch der Grund, das Superwoman einen Umhang trägt?
Als introvertierter Mensch gibt es häufig Situationen, in denen ich mich nicht so wohl fühle. Und ja, da hilft mir auch die passende Kleidung. Denn tatsächlich habe ich das Gefühl mit Absatzschuhen und Blazer selbstsicherer zu sein. Ich habe auch festgestellt, dass Sprache für mich einen ähnlichen Effekt haben kann, zum Beispiel bei einer Moderation.
Kleider machen Leute – Sprache auch
Grundsätzlich mag ich das gerne. Es ist ein gutes Gefühl auf der Bühne zu stehen. Aber in den zehn Minuten bevor ich auf die Bühne trete, klappt ein Schalter in meinem Kopf um auf “Flucht”. Denn natürlich bedeutet das auf die Bühne gehen in diesem Moment im Mittelpunkt zu stehen. Alle Augen auf mich. Mein Hirn schaltet automatisch in den Fluchtmodus. Und doch habe ich schon mehrfach auf der Bühne gestanden und habe es nicht nur überstanden sondern genossen. Es ist ein tolles Gefühl sich seinen eigenen Grenzen zu stellen und darüber hinaus zu gehen. Das Verlassen der eigenen Komfortzone kostet zwar Energie, aber es lohnt sich. Fürs eigene Selbstwertgefühl und die persönliche Weiterentwicklung.
Dabei habe ich etwas spannendes an mir entdeckt: wenn ich die Moderation auf Englisch halte, ist es mir weniger schwer gefallen. Irgendwie hat mein Fluchtreflex hier ausgesetzt. Ok, reichlich nervös war ich natürlich trotzdem. Aber mein englischsprachiges Ich scheint auf der Bühne selbstsicherer zu sein als meine deutschsprachige Version. Natürlich heißt das nicht, dass ich eine komplett andere Person bin. Mir fällt es in diesen Momenten nur leichter über meinen Schatten zu springen. Die Fremdsprache verhält sich nicht ganz wie ein Superwoman Umhang und verwandelt mich in eine extrovertierte Rampensau. Die bin ich nicht und die werde ich wohl auch nicht mehr. Und das ist auch gut so.
Wir alle tragen Masken
Ähnliches habe ich bei mir mit Dialekt beobachtet. Als gebürtige Sächsin bin ich natürlich mit dem entsprechenden Dialekt ausgestattet. Dafür geschämt habe ich mich nie. Im Gegenteil. Und doch habe ich während meiner Ausbildung bei den Stationen im Call Center und Handel bewusst meinen Dialekt unterdrückt und hochdeutsch gesprochen. Auch das war eine Art mehr Selbstsicherheit zu erlangen. Denn diese Arbeit im Verkauf – direkt oder indirekt – ist für mich eine ziemliche Herausforderung. Es waren wichtige Erfahrungen und hat weitere Puzzlestücke meiner Persönlichkeit zu Tage gebracht.
Mit diesen Masken des Alltags von Kleidung über Sprache bin ich nicht allein. Diese Masken helfen dabei selbstsicherer aufzutreten oder auch Situationen außer der eigenen Komfortzone zu meistern. Es gibt Studien, die belegen, dass Sprache bzw. Dialekt sogar Entscheidungen beeinflussen können. Diese Masken sind Teil der Gesellschaft geworden – bewusst und unbewusst.
Wie siehst du das? Hast du solche Masken bei dir auch schon beobachtet?