Früher oder später trifft es jeden: die Trauer überfällt uns. Egal ob Todesfall oder ein anderer Verlust. Es ist eine Ausnahmesituation, in die wir geraten. Plötzlich ist alles anders. Als ob das nicht schon schwer genug ist, müssen wir uns vor der Gesellschaft wegen unseres Verhaltens rechtfertigen. Warum eigentlich?

Trauer kommt mit Verlust einher. Und Verlust kann viele Ursachen haben. Das Ende einer Beziehung oder Freundschaft. Die Erkenntnis, das sich Wünsche und Träume nicht erfüllen. Der Tod eines geliebten Menschen.

Trauer betrifft uns alle. Umso unverständlicher ist, dass Trauer in unserer Gesellschaft häufig tabuisiert wird.

Am Anfang der Trauer

Gedanken und Gefühle sortieren. Das haben wir alle gleich, egal ob introvertiert oder extrovertiert. Introvertierte wie ich suchen die Ruhe. Sie bevorzugen es ohne Trubel die Realität zu fassen. Extrovertierte Persönlichkeiten wollen genau das gleiche nur eben lieber zusammen mit anderen. Trotz unterschiedlicher Art der Verarbeitung wünschen wir uns ein bisschen Normalität und Respekt im Umgang mit uns gerade in dieser Ausnahmesituation. 

Das Auseinandersetzen mit Trauer gerade im Bezug auf Tod kommt oft damit einher, dass wir uns mit der eigenen Sterblichkeit beschäftigen. Das ist unglaublich schmerzhaft. 
Den Gedanken zuzulassen wie eine Beisetzung aussehen soll, ist irgendwie angsteinflössend. Besonders wenn es dabei um einen geliebten Menschen geht. Soll ich euch was verraten: so sehr wie ich in dem Moment gelitten habe, als wir darüber sprachen, so dankbarer war ich als das unaussprechliche eintrat. Entscheidungen waren getroffen, die ich mich nicht mehr treffen musste. Das hat mir mehr Zeit und Raum für den Abschied und die Verarbeitung gegeben.

Wir funktionieren

Wir haben immer den Drang danach zu funktionieren besonders in Ausnahmesituationen – aus Selbstschutz und auch, weil die Gesellschaft es vermeintlich verlangt. Natürlich gibt es Menschen im eigenen Umfeld, die auch genau das von dir erwarten: funktionieren. Im Arbeitsumfeld, im Familien- und Freundeskreis. Warum eigentlich? Wem nützt es, wenn wir diesem von außen auferlegten Zwang nachgeben? Wie ein Schatten legt sich dieser Zwang zu funktionieren auf alles was wir tun. Aufgaben werden nur halbherzig erledigt. Wir sind nicht ganz bei der Sache in jeder Lebenslage.

Dieser Schatten liegt über allem und begleitet uns überall hin. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das macht das funktionieren von Tag zu Tag schwerer. Bis es nicht mehr geht.

Du bist dein bester Ratgeber

Keiner kann dir sagen was richtig oder falsch ist, denn den einen, richtigen Weg gibt es nicht. Du solltest in dich hinein hören. Du selbst bist dein bester Ratgeber. Und wenn das mal nicht reicht, gibt es immer jemanden mit dem du dich austauschen kannst. Freunde, Familie oder vielleicht eine Trauerbegleiter*in.

Das gleiche gilt um Umgang mit Trauernden. Berührungsängste sind nichts ungewöhnliches. Wenn dir die Person wichtig ist, sei da für sie. Sage nicht “Melde dich, wenn du etwas brauchst.” sondern rufe an. Wenn es der Person nicht nach sprechen ist, geht sie einfach nicht ans Telefon. Und das is ok. Lasse Taten sprechen und macht Dinge zusammen, wonach euch ist. Gemeinsam weinen, lachen, Geschichten erzählen, still nebeneinander sitzen – alles ist genau richtig und hilft die Trauer zu verarbeiten und die Schatten zu vertreiben.

Beschäftige dich mit Trauer. Spreche, lese und schreibe darüber. Du wirst feststellen, dass der Umgang mit ihr wird leichter und natürlicher wird. Sie verliert damit ihren Status als Tabu.