Menschen mit starker Resilienz sind Stehaufmännchen. Egal mit was sie konfrontiert werden, sie finden stets einen Weg aus der schwierigen Situation. Kann das jeder? Wenn ja, wie geht das?

Schicksalsschläge, Trennungen oder andere private und berufliche Herausforderungen treffen uns alle. Manchmal kündigt sich die Veränderung an und manchmal werden wir davon überrascht. Dann stehst du vor einem Scherbenhaufen. Jetzt kommt es auf die eigene innere Widerstandskraft an diese Scherben wieder zusammenzusetzen.

Plötzlich ist alles anders. Dich trifft ein harter Schicksalsschlag und nichts ist mehr, wie es mehr war. Die Verzweiflung steigt und mündet womöglich in Panik. Was sollst du jetzt tun? Für solche Situationen hat jeder Mensch eine innere Widerstandskraft. Diese hilft, aus solchen scheinbar ausweglosen Situationen einen Ausweg zu finden. Sie zeigt dir andere Perspektiven auf und du bleibst handlungsfähig. Bist du stark genug die Situation meistern? Dabei meint „stark“ sein hier nicht, mit allem ohne Probleme zurecht zu kommen und weiter zu funktionieren. Es geht darum, das du die Situation angehst, wie du das tust und nicht in der anfänglichen Schockstarre verbleibst. Diese innere Widerstandskraft um solche Situationen zu meistern, nennt man auch Resilienz. 

Corinna Slawitschka gibt Tipps für Resilienz

Es muss dabei nicht immer der Schicksalsschlag oder eine Trennung sein. Innere Stärke braucht es auch in vermeintlich einfachen Situationen wie aktuell die Kontaktbeschränkungen oder plötzlich HomeOffice statt Büro. Es ist eine Veränderung, die unseren bisher gewohnten Alltag einmal komplett über den Haufen wirft. 

Wo kommt eigentlich diese innere Widerstandskraft her und wie kann ich sie stärken? Corinna Slawitschka von rethinkwork.de hat sich mit dem Thema Resilienz beschäftigt und mir dazu ein paar Fragen beantwortet.

Corinna Slawitschka
Corinna Slawitschka, rethinkwork.de

Magst du dich einmal bitte vorstellen: wer bist du und was machst du beruflich?
Ich bin Corinna, Bonnerin mit einer absoluten Leidenschaft zum „Waldbaden“. 🙂
Vor ca. zwei Jahren habe ich rethink work gegründet und begleite Menschen durch den Aufbau einer resilienten Haltung auf dem Weg in die neue Arbeitswelt. Ich bin Sidepreneur, das bedeutet, dass ich meine Selbstständigkeit im Nebenberuf ausübe und zusätzlich angestellt bin. Ich arbeite als Agile Coach bei einer Bank.

Wie sieht normalerweise ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ohne meinen morgendlichen Espresso geht gar nichts und dann sind meine Tage immer gut gefüllt. 🙂
Durch zwei Jobs in doch sehr unterschiedlichen Berufsfeldern ist jeden Tag Abwechslung angesagt. Ich persönlich liebe Herausforderungen und genieße die Vielfalt meiner Aktivitäten. So schön und bereichernd, das auch ist, ist es mir sehr wichtig genug Zeit für Regeneration einzuplanen. Das bedeutet auf die Mittagspause zu bestehen und nach der Arbeit ausreichend Zeit in der Natur zu verbringen.

Wie bist du dazu gekommen dich mit dem Thema Resilienz intensiver zu beschäftigen.
Durch persönliche Schicksalsschläge wurde ich auf den Begriff aufmerksam und fing an mich intensiver mit Resilienz auseinanderzusetzen, zuerst über Literatur und Videos. Das Thema ließ mich dann aber nicht mehr los, sodass ich zusätzlich noch eine Ausbildung zur Resilienz-Trainerin machte.

Was ist eigentlich Resilienz und wofür ist sie hilfreich?
Resilienz ist die Fähigkeit, Stress zu regulieren und Wohlbefinden aufzubauen. Sie wird auch als innere Widerstandskraft, unser seelisches Immunsystem beschrieben. Resiliente Menschen werden umgangssprachlich als sogenannte Stehaufmännchen bezeichnet, denn sie haben die Fähigkeit aus Krisen nicht nur unbeschadet, sondern auch gestärkt hervor zu gehen.

Jeder von uns trägt eine gewisse Widerstandskraft in sich. Kann ich sie trainieren bzw. was lässt sie stärker werden?
Jeder von uns kann diese Krisenkompetenz durch die richtigen Übungen und Coachings auf- bzw. ausbauen. Es handelt sich hierbei um eine dynamische Kapazität, die zwar in der Kindheit angelegt wird, aber ein Leben lang, wie ein Muskel trainiert werden kann.

In welchen Lebenslagen ist Resilienz besonders wichtig?
Für jegliche Herausforderungen, die uns dauerhaft unter Stress setzen. Stress ist objektiv messbar, aber eine subjektive Wahrnehmung. Was uns tatsächlich so richtig stresst, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Resilienz wird dann unerlässlich, wenn Herausforderungen andauernd sind und auch zu Lebenskrisen führen können. Das kann der Verlust eines geliebten Menschen sein, eine Trennung oder Scheidung, Krankheiten oder Unfällen, eine Entwurzelung durch einen Umzug, aber auch existensbedrohende Situationen.
Gerade in solchen Momenten ist es wichtig zu verstehen, dass man an jeder Veränderung auch wachsen kann.

Kann mir Resilienz im normalen Alltag (geschäftlich und privat) helfen? Wie sieht das aus?
Die 7 Resilienzschlüssel begegnen uns tagtäglich. Ein schönes Beispiel hierfür ist bspw. der Schlüssel der „Netzwerkorientierung“, der besagt, wie wichtig der Austausch und Umgang mit anderen Menschen ist. Hierbei geht es darum für andere da zu sein und zu geben, aber auch gleichermaßen Hilfe annehmen zu können. Gerade ein entlastendes Netzwerk am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Faktor für eine starke Resilienz.
Auch der Resilienzschlüssel „Optimimus“ hilft uns positiv an neue Situation heranzugehen und offen zu bleiben. Unser Fühlen beeinflusst unser Denken und Handeln maßgeblich. Auch unsere Körperzellen reagieren auf alles, was unser Verstand ihnen sagt: Negative Einstellungen können chronischen Stress hervorrufen, der den Hormonhaushalt des Körpers durcheinander bringt.

Welche Tipps hast du für die aktuelle Situation mit HomeOffice, Kontaktbeschränkungen und möglichen Existenzängsten?
Hier spielen die Resilienzschlüssel der Akzeptanz und der Eigenverantwortung eine große Rolle. Es geht viel Energie dabei verloren, wenn man sich permanent in Negativspiralen bewegt und immer wieder daran verzweifelt, was aktuell so vor sich geht. Deshalb ist Akzeptanz für die aktuelle Situation, für sich selbst sowie seine Mitmenschen immens wichtig.
Auch die Eigenverantwortung für Körper und Geist bekommt in Home Office Zeiten eine wichtige Bedeutung. Es geht darum gut für sich zu sorgen, auf eine feste Struktur und ausreichend Regeneration zu achten. Eigenverantwortung bedeutet aber auch Verantwortung für sein eigenes Denken zu übernehmen, die Zeit der Entschleunigung also auch ganz intensiv zu nutzen sich mit tief verwurzelten Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und seine blinden Flecken durch Selbstreflexion zu erörtern. Ich habe einen Blog-Beitrag zum Umgang mit der Corona-Krise verfasst, in dem auch einige Verlinkungen auf hilfreiche Persönlichkeitstest vorhanden sind.

Was ist dein Geheimtipp für introvertierte Persönlichkeiten in Bezug auf Resilienz?
Introvertierte Menschen verlassen sich oft lieber auf sich selbst, als auf Unterstützung von außen. Immer wieder kommt hier der Glaubenssatz zum Tragen, Netzwerken sei nur für Extrovertierte und Rampensäue. Sich zu vernetzen bedarf aber keines außerordentlichen Redetalents und um Hilfe zu bitten macht uns stärker, statt schwächer. Netzwerkorientierung ist die Investition in dein Auffangnetz für Krisen.
Hierbei geht es nicht um die Größe des Freundeskreises, sondern um die Qualität der Kontakte. Deshalb ist es wichtig frühzeitig in Beziehungen zu Kraft spendenden Menschen und „nützlichen“ Kontakten zu investieren. Auch wenn es anfangs Überwindung kostet, es wird sich definitiv auszahlen.

Und zum Abschluss eine ganz andere Frage: Welches Buch hast du als letztes verschenkt und warum gerade dieses?
Das Lavendelzimmer – ein wunderschönes Buch über die Schönheit des Lebens, das zum Träumen einlädt.

Herzlichen Dank für deine Antworten, liebe Corinna!