Den ganzen Tag zuhause in den geliebten heimischen vier Wänden inklusive HomeOffice – Fluch oder Segen? Tatsächlich gar nicht so leicht mit einem klaren ja oder nein zu beantworten. Auch nicht für Introvertierte wie mich.

Es wird introvertierten Persönlichkeiten gerne nachgesagt, dass die aktuelle Situation mit dem verordneten „Cocooning“ ein Heimspiel sei. Die Freizeitgestaltung besteht darin, zuhause zu bleiben. Ein Traum für jeden Introvertierten. Ja, wir haben vielleicht einen Vorteil, denn grundsätzlich stört es uns nicht.

 „This is what I’ve been training for.“ So fühle ich mich. Als hätte ich jahrelang für genau diese Zeit trainiert. Endlich sind meine Kompetenzen gefragt. Homeoffice? Mache ich seit fünf Jahren. Zu Hause bleiben? Kann ich gut. Allein sein? Alle meine Schweige-Retreats zahlen sich jetzt dermaßen aus.

Lydia Krüger / Bueronymus, Pandemie: Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Allerdings ist „Cocooning“ viel schöner, wenn uns nicht gerade eine Pandemie dazu zwingt. #SocialDistancing ist wunderbar zum Aufladen unserer Batterien, kann aber auch für Introvertierte über einen längeren Zeitraum wie für jeden anderen zur Belastung werden. Die Informationsflut über die Corona-Krise im TV und in den Sozialen Medien lässt die Gedanken kreisen. Um den eigenen Gedankenstrudel zu entgehen und den Tagesablauf an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen, braucht es eine neue Strategien für den Alltag. Inspiration gefällig? Charlotte Gerling, Steffi Kowalski und ich geben euch Einblick in unseren Tagesablauf inklusive Tipps fürs HomeOffice und den Alltag.

Einblicke in den Alltag von Charlotte

Ich habe meinen Tagesablauf trotz Homeoffice einigermaßen beibehalten. Nur die Zeit, die ich sonst ins Büro fahre, schlafe ich länger. 😉 Aber ich sitze trotzdem gegen 8:30 Uhr am Schreibtisch. In der Mittagspause gehe ich entweder ein bisschen raus an die frische Luft oder einkaufen, wenn’s nötig ist. (Ich möchte die abendliche Rush Hour vermeiden.) Irgendwann zwischen 17:00 und 18:00 Uhr ist der Arbeitstag vorbei.

Dann geht’s auf die Matte! Ich bewege mich im Alltag normalerweise sehr viel und trainiere dazu drei Mal pro Woche. Das muss ich gerade irgendwie kompensieren. “Meine” Studios bieten zum Glück Online-Kurse via Videochat an. Das mache ich zwei Mal pro Woche. Außerdem trainiere ich noch etwa drei Mal für mich (mit einer App). 

Abends kochen wir sowieso, deshalb hat sich auch da nichts geändert. Danach lese ich, mache Kreuzworträtsel (habe ich mir als Kind vom Opa abgeschaut) oder surfe im Internet. Ich habe mir letzte Woche TikTok runtergeladen und verdaddel da mit Freude viel Zeit. 

Am Wochenende verbringe ich viel Zeit mit Lesen, Musik hören oder einfach in die Luft starren und Nachdenken. Um meinem Bewegungsdrang gerecht zu werden, putze ich gerade außergewöhnlich viel oder gehe spazieren. Ich gehe gern auch allein los. Einfach Kopfhörer in die Ohren und ziellos rumlaufen. Ich habe in den letzten Wochen viele hübsche Ecken in meiner Nachbarschaft entdeckt. 

Wenn ich mit Familie oder Freunden telefoniere, dann hauptsächlich am Wochenende. Ich muss beruflich eh schon viel telefonieren, jetzt noch einmal mehr, deshalb habe ich abends gern Ruhe. Kontakt halte ich hauptsächlich über Messenger. Wobei ich jetzt ab und zu Freundinnen im Videochat treffe. Ich find’s schöner sich nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. 

Selbstoptimierung sucht man bei mir also offensichtlich vergeblich. Ich verbringe gerade mehr Zeit mit meinen Hobbys oder auch mit Nichtstun. Stört mich aber überhaupt nicht. Es ist gerade eine Ausnahmesituation und kein Wettbewerb. Macht, was auf was ihr Lust habt. Alles ist ok. 

Meine persönliche Struktur im HomeOffice

Meinen Tagesablauf habe ich mir weitestgehend durchstrukturiert mit festgelegten Pausen, viel Bewegung und Spaziergängen. Das Wichtigste: Ich halte mich an diesen Ablauf! In etwas mehr als zwei Wochen HomeOffice haben sich bei mir inzwischen ein paar Routinen gefestigt. Meine Tipps fürs heimische Büro und den Alltag wären:

  • Stelle dir einen angenehmen Tagesablauf mit Pausen, Sport oder Spaziergängen zusammen.
  • Trenne Arbeit und Privates, z.B. der Schreibtisch ist nicht für das Mittagessen vorgesehen und das Sofa ist nur für die Pausen.
  • Lieber gute Musik hören statt Fernsehprogramm im Hintergrund.
  • Nutze Videoanrufe oder Konferenzschaltungen, um mit deinen Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Das ersetzt kein persönliches Treffen, macht aber das reine Telefonieren abwechslungsreicher.
  • Arrangiere einen Stammtisch mit Freund*innen oder Kolleg*innen zum Plaudern.
  • Mein persönliches Highlight: “Walk and Talk”! Nutze Telefonate für einen Spaziergang an der frischen Luft, egal ob private oder geschäftliche Gespräche (sofern es der Inhalt zulässt).

Fünf Tipps für den Alltag von Steffi

Steffi Kowalski, OnlinePR Guide

Es gibt verschiedene Dinge, die ich tue oder versuche umzusetzen, um als introvertierter Mensch derzeit den Alltag zu meistern.

  • Strukturen und feste Abläufe für den Alltag: Zusammen mit meinem Mann habe ich einen Tagesablauf erarbeitet, der unseren Alltag strukturiert. Feste Arbeitszeiten und Pausen helfen uns beiden, produktiv zu bleiben und unsere Arbeit zu machen. Mit meinem Kanban-Board, Redaktionsplan und Papierkalender stelle ich sicher, dass ich alle meine Aufgaben auch weiterhin im Auge behalte und umsetze.
  • Offen über die eigenen Sorgen reden: Über die eigenen Sorgen zu sprechen, tut gut und man merkt, dass man nicht allein mit ihnen ist. Kollegen beschreiben mir, wie sie mit der Situation umgehen. Mit engen Freunden, der Familie und meinem Partner tausche ich mich auch emotional aus. Dieser Austausch tut gut und macht mir immer wieder klar, was jetzt eigentlich wirklich wichtig ist: Die eigene Gesundheit und das Wohlergehen. Denn ohne diese beiden Faktoren könnte ich meinen Freiberuf gänzlich an den Nagel hängen.
  • Medien und Social Web mit Bedacht konsumieren: Aus dem Social Web habe ich mich gezogen. Denn die ständigen Fake News und Gerüchte belasten mich. Die Zeit nutze ich lieber für mich, meinen Mann und meine Freunde. Ich beschränke mich auch auf wenige Medien und die wichtigsten Nachrichten des Tages. Denn auch die Berichterstattung belastet.
  • Viel Yoga und Meditation machen: Bewegung hilft mir mich abzulenken. Mit Yoga und Meditation schaffe ich es derzeit ganz gut, meine innere Balance zu kräftigen und zu halten. Gute Anleitungen findet man im Internet, auf YouTube oder auf diversen Plattformen und Apps.
  • Beziehungen am Leben halten: Dass introvertierte Menschen auch ohne soziale Kontakte auskommen, stimmt nicht ganz. Wir haben zwar wenige Kontakte. Doch diese wenigen Menschen liegen uns ganz besonders am Herzen – auch jetzt. Über Messenger, Telefon und Videokonferenzen versuche ich den Kontakt aufrechtzuerhalten. Das ist das Beste, was ich in dieser Situation machen kann – auch wenn digitale Treffen keine Treffen im realen Leben ersetzen können.

Wie hast du deinen Alltag der aktuellen Situation angepasst? Welche Tipps hast du?