Eigentlich bin ich nicht so die “Netzwerkerin”. Alleine auf eine Veranstaltung zugehen und auf (noch) unbekannte Menschen zu treffen, gehört nicht gerade zu meiner Königsdisziplin.
Und dann war es wieder soweit. Ein weiteres Global Digital Women Afterwork findet in Köln in der Malzfabrik statt und es stellt sich die Frage: Gehe ich da alleine hin?
Voller Veranstaltungsraum, viele unbekannte Menschen und noch mehr Eindrücke — alles Faktoren, die auf meiner Kontra-Liste für Veranstaltungen stehen. Sie liefern mir Ausreden, lieber doch in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Doch diesmal habe ich mich selbst etwas ausgetrickst. Ich habe Kontakt aufgenommen mit einer Bekannten, die auch dort sein würde. Und schon habe ich für die Teilnahme eine Ausrede weniger und einen guten Grund mehr. Und das ist gut so.
Es war ein inspirierender Abend: tolle Gespräche und motivierende Worte und mit einer Handvoll mir nun weniger unbekannten Menschen.
Höhle der Einsamkeit
Wenn es nach mir geht, könnte jede Veranstaltung eine kuschelige Ecke vertragen. Die Massen an Eindrücken von Vorträgen, Small Talk und dem Veranstaltungsgewusel wird mir manchmal zu viel. Dann würde ich mich gerne in einer „Höhle der Einsamkeit“ zurückziehen für eine kurze Zeit zur Regeneration und Verarbeiten der Eindrücke.
Unweigerlich schießt mir der Gedanke durch den Kopf:
Herrje, bist du seltsam.
Seltsam ja — aber bin ich damit die Einzige?
Ich habe mich schon länger mit Introversion und Hochsensivität beschäftigt. Ein unglaublich weites und spannendes Themenfeld, in dem ich mich an vielen Stellen wiedererkenne. Nein, ich bin nicht unhöflich. Ich bin nur leise.
Diese Erkenntnis hilft mir inzwischen in verschiedenen Lebensbereichen, mich selbst besser zu verstehen.
Und dann sitze ich in Köln in der Malzfabrik beim Afterwork und stelle erleichtert fest: Es gibt noch mehr von dieser/meiner Art. Natürlich gibt es noch mehr davon. Schließlich wird im Netz rege darüber geschrieben und sich ausgetauscht. Da dauert es nicht lang festzustellen, dass es doch eine größeren Anteil an „leisen“ Menschen gibt.
Sich allerdings offen darüber zu unterhalten mit ähnlich leisen Menschen in einer kuscheligen Ecke am Rande des Veranstaltungsraumes des Afterworks, solch eine Möglichkeit hatte sich für mich bisher nicht ergeben. Es ist (leider) nicht selbstverständlich, sich über derart persönliche Themen zu unterhalten — vor allem, wenn man sich fast nur von Social Media kennt. Umso mehr schätze ich die offene Atmosphäre und die ermunternden Worte beim gemeinsamen Austausch von Gedanken und Ideen.
Für viele mag das nichts Besonderes sein. Für mich ist es das. Solche Gespräche sind sehr erhellend und ermutigend. Wie bei so vielen Dingen im Leben sind es Vorbilder und der Austausch mit Gleichgesinnten, die den Unterschied machen.
Denn nach diesem Abend sitze ich an meinem Schreibtisch und schreibe seit langem mal wieder einen Artikel. Und veröffentliche diesen auch :-D. Und ganz bestimmt werde ich wieder auf eine Veranstaltung gehen — auch alleine. Denn leise sein heißt auch, sich mal außerhalb der eigenen Komfortzone zu bewegen und einfach mal machen.