Nicht nur für mich als Introvertierte ist das Arbeiten in einem Großraumbüro eine Herausforderung. Aber wie kann ich den Trubel auf stumm schalten?

Ich verbringe den Großteil meiner Arbeit im Büro. Einem Großraumbüro. Mal mehr oder weniger wuselig voller Kollegen*innen. Ab und an sind Gäste da. Im Hintergrund läuft ein Nachrichtensender im Fernsehen. Es ist also immer Bewegung im Büro. Und natürlich unterhalten sich die Kollegen*innen. Oder sprechen mich an, weil sie eine Frage haben. Soweit nichts ungewöhnliches. Doch was, wenn ich mich auf eine Aufgabe konzentrieren möchte? Oder einfach mal Zeit für mich brauche um mich zu fokussieren?

Großraumbüro ist nicht gleich Großraumbüro

Als ich noch einen festen Platz hatte, war es entspannter. Ich wusste morgens was mich erwartet. Der Platz neben mir war frei und ich konnte meinen Schreibtisch mit ein paar kleinen Dingen dekorieren. Das hat mir geholfen, eine Art “Wohlfühlzone” für mich zu errichten. Jetzt bin ich in einem Großraumbüro, in dem jeder seinen Platz selbst bucht. Das bedeutet auch, dass ich jeden Tag woanders sitze und auch täglich einen anderen Kollegen*in neben mir habe. Das kann sehr spannend und informativ sein. Aber es bedeutet für mich auch, mich jeden Tag auf eine neue Umgebung einzustellen. Das kann energieraubend sein.

Denn ganzen Tag bin ich damit beschäftigt E-Mails abzuarbeiten, an Terminen teilzunehmen oder Telefonate zu führen. Ständig prasseln Reize auf mich ein. Da kann es durchaus passieren, dass ich wie ein ausgewrungener Schwamm am Abend nachhause schleiche und mich in meine heimischen vier Wände zurückziehe. Dann ist selbst ein Telefonat mit Mama oder einem Freund zuviel. Es gibt auch Tage, da kann ich nichtmal mehr den Fernseher anmachen. Dann sitze ich auf dem Balkon und lausche dem Wind in den Bäumen und den Eichhörnchen, die Nüsse knacken.

Wie mache ich ein Großraumbüro leise?

Natürlich kann ich meinen Kollegen kaum das Unterhalten verbieten. Trotz des Hinweises in Form eines roten Fähnchens, dass ich nicht gestört werden möchte, werde ich angesprochen. Es lässt sich nicht verhindern. Wie also schalte ich das Großraumbüro auf stumm? Wie kann ich Raum für mich und meine Arbeit schaffen?

Es gibt sicher kein allgemeingültiges Rezept. Aber jeder kann sich selbst mit ein paar Maßnahmen den Raum schaffen, den er benötigt. Über die Jahre habe ich für mich ein paar Tricks angeeignet um im Großraumbüro-Dschungel zurechtzukommen. Ansätze des New Work, also Anders Arbeiten, bieten auch den riesigen Vorteil, dass ich mich selbst besser organisieren kann – räumlich wie zeitlich habe ich die Möglichkeit meinen Arbeitstag und die Umgebung selbst zu gestalten. Schließlich soll der Spaß an der Arbeit trotz allem nicht zu kurz kommen.

Kopfhörer und Musik

Wenn ich mich auf etwas konzentrieren muss und das Gewusel einfach zu viel ist, setze ich mir meine Kopfhörer auf. Das hat zum einen den Vorteil, dass der Eindruck entsteht, dass ich in einem Telefonat stecke, und zum anderen kann ich mit Musik das Grundrauschen selbst bestimmen. Fürs Konzentrieren zum Beispiel beim Schreiben oder Konzepte erstellen hilft mir besonders die Playlist “Brainwaves“. Beim Abarbeiten von E-Mails lausche ich gerne mal dem Soundtrack von “Die fabelhafte Welt der Amelie“.

Auszeiten schaffen

Wenn die Termineinladungen mal wieder überhand nehmen, stelle ich mir Blocker in meinen Kalender ein. Das zeigt den Kollegen, dass ich für einen Termin nicht verfügbar bin. Es hilft mir aber auch dabei, meinen Tag etwas zu ordnen und Zeit frei zu haben für bestimmte Aufgaben. Funktioniert auch, wenn unliebsame Aufgaben anstehen und ich mir dafür ein Zeitfenster zum erledigen einrichte. 😉

Durchatmen

Nach langen Terminen nutze ich die Möglichkeit einfach mal für mich zu sein. Dann gehe ich gerne eine kleine Runde spazieren oder ziehe mich in einen leeren Besprechungsraum zurück. Das wichtigste sind Pausen. Die brauche ich zum verarbeiten der Informationen und um mich und meine Gedanken zu ordnen. Wenn es doch zu viel wird und der Kalender es zulässt, gibt es immer noch mein heimisches Büro, in das ich umziehen kann.

Tapetenwechsel

Es gibt Wochen, die sind so voll gepackt mit Terminen und Workshops, dass mir der Ausgleich fehlt. Es fühlt sich dann ein wenig an, wie ein Strudel, der immer schneller wird. Dann hilft ein Tapetenwechsel zum entschleunigen. Für manche ist dann das Arbeiten in einem Café oder in einem Workspace eine Alternative. Für mich ist es das heimische Büro. Hier kann ich konzentriert meine Aufgaben erledigen und auch Kreativarbeiten angehen.

Chancen im Großraumbüro

Freunde werden wir wohl nicht mehr, das Großraumbüro und ich. Aber wir arrangieren uns. Denn es ist nicht alles schlecht. Die wechselnden Schreibtischnachbarn*innen geben mir im Gespräch neue Impulse und ich kann oft auch etwas Neues dazu lernen. Ich bekomme viel mehr mit insbesondere außerhalb meiner eigenen Projekte. Woanders zu sitzen hilft tatsächlich auch andere Perspektiven einzunehmen – wortwörtlich. All das bereichert ungemein und möchte ich inzwischen nicht mehr missen. Wenn ich dann doch dem Trubel des Großraumbüros entkommen möchte, helfen mir die kleinen und großen Tricks mir ein wenig Ruhe zu verschaffen.

Wie sieht es bei dir aus? Welche Tricks und Tipps hast du für dich entdeckt?