Selbsthilfe Bücher wollen uns gerne weis machen, dass wir besser werden sollen. Warum sind wir eigentlich nicht gut so wie wir sind?
Der Podcast “Soul Happy” von Cora läuft und ich nicke zustimmend vor mich hin. Sie spricht darüber, dass doch oft in der Selbsthilfe-Welt erklärt wird, wir sollten ein besseres “Ich” werden:
Sei die beste Version deiner selbst.
Dabei sind wir das doch schon – gerade jetzt in diesem Moment. Denn Erfahrungen und Erlebnisse haben uns in den vergangenen Jahren geprägt und zu dem gemacht, das wir heute sind. Und das ist gut so.
Einfach nein
Das erinnert mich daran, dass auch in Artikeln über introvertierte oder ruhige Persönlichkeiten gerne suggeriert wird, dass deren Eigenschaften eher Schwächen sind. Sie handeln davon, dass Introvertierte aus sich herauskommen und lauter werden soll. Sie sollen sich mehr an anderen orientieren und sich ein Beispiel an extrovertierten Menschen nehmen. Diese sind schließlich erfolgreich und daher gute Vorbilder.
Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen sich nach rechts und links umzuschauen und an Vorbildern zu orientieren. Im Gegenteil: es ist sehr hilfreich um sich aus der eigenen Blase heraus zubewegen und sich weiterzuentwickeln. Das bedeutet allerdings nicht, sich selbst ausschließlich daran zu messen und das eigene Wesen zu verstecken oder gar zu verdrängen.
Die Welt ist nicht schwarz/weiß sondern besteht aus so vielen verschiedenen Farbnuancen. Und es gibt mindestens genau so viele Persönlichkeitsnuancen. Warum sollte ich mich auf nur eine Nuance beschränken, die ein mir fremder Mensch als besser erklärt hat?
Introvertiert und glücklich
Ich finde es wichtig, das sich jeder ihrer/seiner Eigenschaften bewusst ist – egal ob positive oder negative. Denn wenn ich mich selbst kenne, weiß ich auch mit mir besser umzugehen. 😉 Sich mit sich selbst auseinander zu setzen ist nicht immer leicht. Ein Blick zurück und auf sich selbst kann schließlich auch schmerzhaft sein.
Ich selbst habe lange gebraucht, die Puzzlestücke meiner Persönlichkeit zu erkennen und vor allem anzuerkennen. Dazu gehört auch die Feststellung, dass ich viele Eigenschaften einer introvertierten Persönlichkeit habe, zum Beispiel das ich sehr gerne “Ich-Zeit” für Kreatives Allein sein nehme. Ich neige auch dazu, Dinge zu “zerdenken” bevor ich sie laut ausspreche oder sie mit anderen teile. Eigenschaften wie diese zu akzeptieren als Teil meiner eigenen Persönlichkeit, war ein längerer Weg. Aber es hat sich gelohnt.
Deswegen kann ich es sehr empfehlen sich einfach mal mit sich selbst zu beschäftigen. Sozusagen ein Interview mit dir selbst. Welche Eigenschaft mag ich an mir am liebsten, welche gar nicht? Was hilft mir mit Stress umzugehen oder wie lade ich am besten meine innere Batterie auf? Was ist meine seltsamste Eigenschaft? Schreibe es dir auf und immer wenn du das Bedürfnis danach hast, schau einfach auf deine Notizen. Du kannst auch Menschen aus deinem Umfeld fragen und sie nach den Eigenschaften fragen, die sie an dir besonders schätzen. Ich habe selbst auch eine kleine Sammlung an Rückmeldungen von lieben Menschen. Und immer wenn ich einen harten Tag hatte oder an mir selbst zweifele, zaubern sie mir wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Übrigens: bei einem Test kannst du leicht herausfinden ob du zu Introversion neigst.